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Wilde Tiere

 

WILDE ORTE, WILDE ZEITEN, WILDE TIERE

Sie sind da! Unter uns. Über uns. Neben uns. Sie krabbeln, flattern, graben, spinnen, kriechen, summen, zwitschern, hüpfen, schwimmen, fliegen, räubern. Tag und Nacht. Überall. Und dennoch: Vieles davon geschieht im Verborgenen oder wird von uns Menschen nicht wahrgenommen. Es ist höchste Zeit, dass wir unsere wilden Mitbewohner, ihre Lebensräume und Lebens-weisen ins Rampenlicht rücken. Ihnen ist der Lange Tag der StadtNatur 2025 gewidmet.

 

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CITIZEN SCIENCE MIT OBSIDENTIFY

Mit der App ObsIdentify könnt ihr selbst auf Artensuche gehen und eure Beobachtungen bestimmen. Die validierten Fotos werden ins Hamburger Artenkataster übertragen und von der Umweltbehörde für die Naturschutzarbeit verwendet.

Das Hamburger Artenkataster erfasst zahlreiche Tierarten und Beobachtungsdaten in einer Datenbank. Auf Grundlage dieser Daten werden relevante Maßnahmen für den Naturschutz umgesetzt und die Roten Listen für Hamburg erstellt. Auch Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern verfügen über Artenkataster, die mit den jeweiligen Apps zusammenarbeiten.

Hier könnt ihr die ObsIdentify-App kostenfrei runterladen und loslegen.

Rotfuchs © Loki Schmidt Stiftung

Rotfuchs © Loki Schmidt Stiftung

Zauneidechse © Axel Jahn<br>

Zauneidechse © Axel Jahn

AUF UND UNTER DER ERDE

Was huscht da in der Dämmerung vom Bordstein ins Gebüsch? Wer in Hamburg unterwegs ist, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit schon einer der unzähligen Ratten der Stadt begegnet. Ursprünglich aus Ostasien stammend, wanderten die Nagetiere im Mittelalter nach Europa ein. Sie sind wahre Überlebenskünstler: exzellente Schwimmer, Kletterer und Buddler. Mit bis zu 150 Nachkommen pro Jahr konnten sie sich rasant ausbreiten. In der Kanalisation, an Gewässern und dank unserem Müll finden sie ideale Lebensbedingungen. Als Allesfresser sind sie extrem anpassungsfähig – sogar Fische können sie tauchend erbeuten!

Ebenfalls nachtaktiv, aber weitaus seltener zu sehen, sind Maulwürfe. Jedoch hinterlassen sie regelmäßig ihre Spuren in Form von Maulwurfshügeln. Wusstest du, dass Maulwürfe Purzelbäume schlagen, wenn sie sich umdrehen müssen? Mit einer Geschwindigkeit von bis zu sieben Metern pro Stunde graben sie sich durch die Erde. Um dabei nicht aus der Puste zu geraten, entsteht alle 50 – 100 cm ein Hügel, der den Tunnel und die angrenzenden Bodenbereiche mit frischem Sauerstoff versorgt. So tragen sie zu einem gesunden Bodenleben bei. Die kleinen Fleischfresser ernähren sich von Regenwürmern, Insekten sowie Schnecken und Engerlingen.

Auf dem Hamburger Flughafen lässt sich neben dem Rollfeld ein besonderes Treiben beobachten: Drei Fuchsfamilien leben dort trotz Fluglärm auf den riesigen Grünflächen. Doch nicht nur Füchse – auch zahlreiche Vogelarten, Amphibien und Insekten fühlen sich dort wohl. Der Fuchs ist ein geschickter Anpassungskünstler und kann nahezu überall überleben, wo es genügend Nahrung gibt. Gärten, Parks, Friedhöfe und Grünflächen bieten ideale Verstecke für den Tag. Nachts finden die cleveren Allesfresser ein reich gedecktes Buffet: Hasen, Mäuse und Ratten, Essensreste aus Mülltonnen oder Komposthaufen. Sie bedienen sich auch gern an den Futternäpfen von Katzen oder Hunden. In der Stadt droht ihnen wenig Gefahr – manchmal sind die Lebensbedingungen hier sogar besser als auf dem Land.

IM UND AM WASSER

Ob an der Alster, der Bille, der Elbe, in den Mooren oder den zahlreichen Seen – die unterschiedlichen Gewässer Hamburgs und der Metropolregion bieten ideale Bedingungen für viele Tierarten. Der Wechsel von Ebbe und Flut schafft zudem einzigartige Ökosysteme wie z. B. Süßwasser-Watten und Tide-Auwälder.

Der Biber, einst in unseren Gewässern ausgerottet, ist in den letzten Jahren zurückgekehrt. Er ist leicht zu verwechseln mit der Nutria, die ursprünglich aus Südamerika stammt und mittlerweile häufig an vielen Hamburger Gewässern zu beobachten ist.

Mit rund 100 Fischarten ist die Elbe der artenreichste Fluss Deutschlands. Zu den typischen Bewohnern zählen Flunder, Finte, Aal, Stint, Hecht und Zander. Bemerkenswert ist, dass die Elbe durch ihre große Brackwasserzone nicht nur Süß- und Salzwasserfische beheimatet, sondern auch euryhaline Arten. Diese sind in der Lage, sich an unterschiedliche Salzgehalte anzupassen.

Der Stint, ein wichtiger Wanderfisch der Elbe, zieht im Frühjahr zum Laichen flussaufwärts. Durch die permanenten Baggerarbeiten der Elbvertiefung haben sich seine Lebensbedingungen stark verschlechtert – Sauerstoffmangel und aufgewühlter Schlick sowie immer stärkere Strömungen machen insbesondere den Jungfischen zu schaffen. Die ehemaligen Massenvorkommen sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen, was sich auf das gesamte Ökosystem der Elbe auswirkt, da sehr viele Arten mit den Stinten in Wechselbeziehungen stehen.

Muscheln, Insektenlarven, Krebstiere, Würmer und andere Kleinstlebewesen bilden die Grundlage für eine reiche Tierwelt der Flachwasserzonen. Gebiete wie das Mühlenberger Loch, der Holzhafen und die Hahnöfer Nebenelbe werden aufgrund ihres üppigen Nahrungsangebots nicht nur von Fischen, sondern auch von Vögeln geschätzt. Sie nutzen diese Flächen als Rast- und Überwinterungsgebiete oder brüten an ihren Rändern.

Biber © Loki Schmidt Stiftung

Biber © Loki Schmidt Stiftung

Blutrote Heidelibelle © Loki Schmidt Stiftung

Blutrote Heidelibelle © Loki Schmidt Stiftung

Küstenseeschwalbe © Loki Schmidt Stiftung

Küstenseeschwalbe © Loki Schmidt Stiftung

Kleiner Perlmuttfalter © Hermann Timmann

Kleiner Perlmuttfalter © Hermann Timmann

IN DER LUFT

Besonders während der Zugzeiten sammeln sich an der Elbe große Schwärme von Kormoranen, Reihern, Gänsen, Möwen und Enten, die in den Flachwasserzonen nach Nahrung suchen. Vor allem Möwen, darunter die Silbermöwe und die Lachmöwe, haben sich bestens an das urbane Leben angepasst. Sie ernähren sich von Abfällen, kleinen Fischen und Insekten und sind über Hamburgs Dächern, auf Brücken und an Gewässern ein vertrauter Anblick.

Auch Stadttauben sind in Hamburg allgegenwärtig. Ursprünglich stammen sie aus dem Mittelmeerraum, wurden als Brieftauben und Nahrungsmittel lange domestiziert und sind nun wieder verwildert. Sie ernähren sich hauptsächlich von Körnern und Abfällen, die sie in der Stadt finden. In städtischen Gebieten gelten sie als unliebsame Gäste, da sie in großer Anzahl zu Verschmutzungen und hygienischen Problemen führen können. In kleinerer Anzahl haben sie aber einen positiven Effekt auf das Ökosystem, da sie zur Verbreitung von Samen und zur Düngung des Bodens beitragen. Sie sind auch eindrucksvolle Flugkünstler und vervollkommnen so den Himmel über der Stadt.

Ebenfalls zahlreich in unseren Lüften unterwegs sind Insekten – die artenreichste Tiergruppe, die uns überall begegnet. Mal lästig, mal bereichernd, begleiten sie unseren Alltag. In Parks, Wäldern und an Gewässern übernehmen sie wichtige ökologische Funktionen, wie die Bestäubung zahlreicher Pflanzen. Trotz ihrer beeindruckenden Vielfalt und allgegenwärtigen Präsenz ist ihr drastischer Rückgang in den letzten Jahrzehnten alarmierend.

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